• Mängel in der Finanzierung

    Kommentar von Dr. med. Ulrich Strecker zur Universitätsmedizin Mainz
    17.Juni 2019
    Zum Jahreswechsel stand die Universitätsmedizin Mainz erneut in den Schlagzeilen. Für das Vorjahr wurde ein Defizit in einer noch nie dagewesenen Höhe von 40 Millionen Euro erwartet. Schon 2017 lag das Defizit der größten Klinik in Rheinland-Pfalz bereits bei 33 Millionen Euro. Wir müssen klar festhalten, die bisherigen Bemühungen, endlich aus den roten Zahlen zu kommen, fruchten nicht. Mehr Sparen bei mehr medizinischer Leistung – dieses unhaltbare Credo stand in den vergangenen Jahren über dem Sanierungsfahrplan. Vor sieben Jahren hatte man sogar noch die Hoffnung gestreut, eine „schwarze Null“ schreiben zu können. Daraus wurde nichts.

    Kurzzeitig reifte Ende 2018 der kühne Plan, über 400 Ärztinnen und Ärzte an der Universitätsmedizin zu entlassen. Der Plan wurde jedoch schnell fallengelassen, da schon nach kurzer Diskussion jedem klar wurde, mit ärztlichem Personalabbau lässt sich keine Uniklinik sanieren. Dafür bedarf es eher der Ausweitung und Verbesserungen der medizinischen Leistungen und Abläufe sowie überfälliger baulicher Investitionen.

    Die Universitätsmedizin Mainz ist mit gut 8.000 Beschäftigten der größte Arbeitgeber in Rheinland-Pfalz, landesweit die einzige Uniklinik obendrein. Budget rund 750 Millionen Euro. Gut 70.000 Patienten wurden 2018 stationär versorgt, es handelt sich zumeist um hochkomplexe, schwer medizinische Fälle – rund 290.000 Menschen werden zudem ambulant versorgt. Das verdient Respekt und große Anerkennung.

    Es gibt meiner Überzeugung nach zwei wesentliche Gründe, bei denen die Sanierung der Universitätsmedizin ansetzen müsste: Zum einen ist die bauliche Substanz vieler Gebäude auf dem Gelände der Universitätsmedizin geprägt von einer über viele Zeit nicht ausreichenden Klinik-Finanzierung durch die rheinland-pfälzische Landesregierung. Wir brauchen bessere Bedingungen für die Patientenversorgung in der Hochleistungsmedizin. Das schuldet uns die Landesregierung. Aktuell verteilen sich 1.600 Betten auf rund 110 Stationen. Das ist keineswegs wirtschaftlich. Es fehlt der Universitätsmedizin ein baulicher Masterplan, wohin die Reise gehen soll.

    Es ist durchaus positiv, dass das Land RLP in diesem und im nächsten Jahr 110 Millionen Euro in die Universitätsmedizin investieren will, aber das ist bei Weitem noch nicht genug. Unsere Mainzer Regierung könnte sicherlich vom Nachbarn Nordrhein-Westfalen die nötige investive Größenordnung lernen, denn hier fließen derzeit 2,2 Milliarden Euro allein in die Sanierung von fünf Uniklinika. Das sind übrigens keine Geschenke, die Länder stehen hier schlicht in der Pflicht.

    Zum Zweiten muss die Betriebskostenfinanzierung weiterentwickelt werden: Es ist unumstrittenen, das DRG-System ist in seiner bisherigen Form reformbedürftig. Ich halte die Vorschläge des Sachverständigenrates zur Krankenhausfinanzierung für wegweisend. Wir benötigen eine bedarfsgerechte Krankenhausfinanzierung. Die Planung muss leistungsorientierter werden und die Betriebskostenfinanzierung muss unterschiedliche Versorgungsstufen und -strukturen berücksichtigen.

    Derzeit sind die Mängel des Finanzierungssystems besonders für die Uniklinika gravierend. Eine Uniklinik hat eine andere Rolle als ein Krankenhaus im ländlichen Raum. Unterschiedliche Strukturen im Versorgungssystem erzeugen auch unterschiedliche Kosten, die differenziert finanziert werden müssen.

    Bisher ist das aber im DRG-System nicht der Fall. Eine tiefgreifende Reform der Finanzierung ist unverzichtbar. Viele der gut 1.000 ärztlichen Kolleginnen und Kollegen haben bisher leider den Eindruck, dass die Bedeutung der Universitätsmedizin von der verantwortlichen Politik unterschätzt wird. Ständig nur die Patientenzahlen weiter zu steigern, so die täglichen Belastungen für uns Mitarbeiter weiter zu erhöhen, das ist definitiv der falsche Weg.