• "Personalgewinnung ist die allergrößte Herausforderung der nächsten Jahre"

    Universitätsmedizin Mainz: Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Norbert Pfeiffer kündigt auch massive Investitionen in marode Bausubstanz an
    21.Juni 2022
    Erstmals seit fast drei Jahren waren die gut 9.000 Mitarbeiter der Universitätsmedizin Mainz (UMM) heute wieder zu einer Betriebsversammlung aufgerufen. Vorstandsvorsitzender und Medizinischer Vorstand Prof. Dr. med. Norbert Pfeiffer begrüßte vor der Eröffnung die MB-Bereichsleiterin und Juristin Janina Casper und Dr. med. Sonja Dörr MHBA, die 2. Stellvertretende Vorsitzende des Personalrates der UMM ist. Norbert Pfeiffer bedankte sich zunächst bei allen Mitarbeitern für ihr großartiges Engagement in der Pandemie. „Es ist nicht selbstverständlich, dass wir alle so gut zusammengehalten haben. Wir haben uns gegenseitig gut ausgeholfen, alle haben mit angepackt, in anderen überlasteten Abteilungen ausgeholfen, sich dafür fortgebildet oder in frei gewordenen Bereichen Überstunden abgebaut. Das ist die Basis dafür, dass wir als Uniklinik besser als die meisten anderen Unikliniken in Deutschland durch die Pandemie gekommen sind“, lobte Prof. Pfeiffer.

    „Die Politik zollt uns dafür großen Respekt, denn sie weiß genau, dass sie selber das niemals so gut hinbekommen hätte. Wir versorgen jährlich 700.000 Patienten in einem Bundesland mit nur vier Millionen Einwohnern. Das hat die Politik auch zu der Einsicht gebracht, dass die Universitätsmedizin ein unverzichtbarer Baustein in der Versorgung ist. Wir sind die Lösung für Probleme im Gesundheitswesen, auch wenn das Geld für die Behandlungen nicht ausreicht“, erklärte Pfeiffer.

    „Die Landesregierung weiß, dass sie in den nächsten Jahren enorm in die marode Bausubstanz investieren muss. Da werden Milliarden Euro fällig sein. Wir haben 60 Gebäude, mit einer teilweise sehr maroden Bausubstanz.“ Erstmals werde jetzt ein Bau-Gesamtkonzept erarbeitet, um zu klären, wie viele Räumlichkeiten in den nächsten Jahren benötigt werden, wie etwa auch Kliniken konzentriert werden könnten.

    Prof. Pfeiffer betonte auch den Stellenwert der Wissenschaft, der in der Vergangenheit nicht ausreichend berücksichtigt wurde. „Wir hatten einst 350 Ärztinnen und Ärzte im wissenschaftlichen Bereich. Wir erhalten nun jährlich 20 Millionen Euro, um im Bereich der Wissenschaft wieder personell aufholen zu können. In den nächsten Jahren werden wir einen Generationswechsel erleben. Die Leitungen von 17 Kliniken werden neu besetzt werden müssen, weil die alten Leiter in Ruhestand gehen werden. Da liegen Chancen für uns.“

    Es mangele in Deutschland nicht am Geld, sondern vielmehr an Fachkräften, die arbeiten können und wollen. Immer mehr kehrten den Kliniken leider den Rücken. Pfeiffer: „Wir müssen dafür sorgen, dass sie in Krankenhäusern wieder gerne arbeiten.“ Die Arbeitsbedingungen müssten entsprechend attraktiv sein. „Ich bin froh, dass wir in Mainz hier in einem guten Dialog mit allen Beteiligten sind“, sagte Prof. Pfeiffer mit einem Hinweis auf den seit Monaten laufenden Streik für einen TV Entlastung in den Unikliniken in NRW. „Wir sind in Mainz zum Glück bereits ein Stück weiter. Die Personalgewinnung ist aber sicherlich die allergrößte Herausforderung der nächsten Jahre.“

    Bestes Beispiel ist der Corona-Impfstoff aus Mainz. Prof. Pfeiffer erinnerte, dass die Firma BioNTech 2008 aus der Universitätsmedizin ausgegründet wurde.  Prof. Dr. Özlem Türeci und Prof. Dr. Uğur Şahin  - beide Gründer und Entwickler des Impfstoffs - sind noch heute im Lehrkörper der Universitätsmedizin Mainz. Prof. Pfeifer ist sich sicher, dass die verwendete mRNA-Technik noch für viele andere Therapien genutzt werden kann. Erfreulicherweise erhält unserer Mainzer Instituts „Tron“ Mittel aus den Gewinnen der Herstellung des Impfstoffs. „Wir können so ein neues Institutsgebäude errichten. Der Wissenschaftsstandort Mainz hat ein noch hohes Potenzial.“