• Qualität durch Qualifikation

    Wir wollen für junge Ärztinnen und Ärzte unsere Weiterbildung kontinuierlich verbessern
    23.September 2021
    Von Dr. med. Charis Eibl, Dr. med. Claus Beermann, Dr. med. Wolfgang Stein, Dr. med. Nico Abegunewardene und Dr. med. Norbert Kaul
    Die Bundesländer haben den Ärztekammern die einzigartige Aufgabe übertragen, die gesundheitliche Versorgung der Bürger durch qualifizierte ärztliche Weiterbildung sicherzustellen. Damit haben wir als Ärzteschaft eine hohe Verantwortung übernommen. Wir haben es gewissermaßen selber in der Hand, was eine gute Ärztin und einen guten Arzt ausmacht. Die Weiterbildung ist das Kerngeschäft unserer Landesärztekammer Rheinland-Pfalz. Es ist eine unverzichtbare Investition in die medizinische Zukunft zur Sicherstellung der ausgezeichneten Patientenversorgung. Als Marburger Bund ist es unser vornehmliches Ziel, die Qualität der Weiterbildung in Krankenhäusern, MVZ und Praxen zu sichern. Wir wollen Weiterzubildende nicht alleine lassen, denn die Weiterbildung unseres ärztlichen Nachwuchses ist eine wichtige Investition in unsere Zukunft.

    Traditionell bilden Ärzte ihren Nachwuchs aus. Davon rücken wir nicht ab. Wir wollen Qualität durch Qualifikation. Dafür haben wir uns bei der Novellierung der WBO eingesetzt. Die alte WBO war an ihre Grenzen gestoßen. Medizinischer Fortschritt führt zu Verschiebungen von Inhalten in andere Gebiete. Zu erfüllende Richtzahlen werden oft nicht mehr durchgeführt, da die Spezialisierung vorangeschritten ist. Wir setzen deshalb auf Kompetenzen.

    Die vom Deutschen Ärztetag von uns maßgeblich gestaltete neue Musterweiterbildung haben wir für Rheinland-Pfalz 2021 umgesetzt. Sehr erfreulich sind zwei Abweichungen. Wir haben als 2. Ärztekammer nach Mecklenburg-Vorpommern das Fachgebiet „Innere Medizin und Infektiologie“ eingeführt und ermöglichen es Ärztinnen und Ärzten, dass sie sich im großen Gebiet „Innere Medizin“ sechs Monate lang auch Kompetenzen in anderen Gebieten aneignen können.

    Weiterbildung findet in einer Vielzahl von Kliniken, in MVZ oder in Praxen statt. Unsere Ärztekammer ist zuständig für die Zulassung der Weiterbildungsstätte, für die Vergabe der Weiterbildungsbefugnis an Weiterbilder und für die Überprüfung der Einhaltung einer strukturierten und qualitätsvollen Weiterbildung. Wenn die Verhältnisse vor Ort nicht unsere Ansprüche erfüllen, kümmern wir uns in einem konstruktiven Dialog mit allen Beteiligten darum. Wir nehmen die Kritik der Weiterzubildenden auf.

    Weiterbildung ereignet sich gewiss nicht zufällig: Weiterbilder müssen ihren Assistenzärzten im ärztlichen Alltag eine strukturierte Weiterbildung mit hoher Qualität anbieten. Als Marburger Bund wissen wir, der ökonomische Druck darf nicht dazu führen, dass Weiterbildung vernachlässigt wird. Weiterbilder sind persönlich gefordert. Sie müssen auf junge Kollegen mit einer Kultur der Wertschätzung eingehen, motivieren, Vorbilder im menschlichen Umgang sein.

    Wir fordern daher eine Arbeitskultur, in der Offenheit und Teamgeist herrschen. Auch Weiterzubildende stehen in der Pflicht: Sie sollen eine gute und plan[1]bare Weiterbildung einfordern. Sie brauchen Freiräume, um komplexe Inhalte, Kenntnisse und Fertigkeiten zu erlernen und Erfahrungen zu sammeln. Was ist vorbildlich?

    2017 hat unser Arbeitskreis „Junge Ärzte“ das Projekt „Gütesiegel für gute Weiterbildung im Krankenhaus“ ins Leben gerufen. Der Marburger Bund prüft in einer Fachabteilung die Weiterbildung. Ein spezieller Fragebogen wurde entwickelt, nach der Auswertung und dem Erreichen der hohen Qualifikationshürde überprüft unsere Visitationskommission vor Ort die Situation. Die Verleihung des Gütesiegels soll eine Orientierung geben, wo gute ärztliche Weiterbildung besonders beispielhaft durchgeführt wird. So wollen wir die Weiterbildung verbessern. Gut ein Dutzend Kliniken tragen bereits das Siegel. Nicht alle Bewerber sind erfolgreich.

    Weiterbildung muss den besonderen Bedürfnissen der jungen Ärztegeneration mit ihrem vernünftigen Anspruch an eine ausgewogene Balance zwischen Berufs- und Familienleben gerecht werden. Gerade junge Eltern benötigen mehr Flexibilität und Planungssicherheit. Dafür machen wir uns als Marburger Bund in der Landesärztekammer stark.

    Gerade die Weiterbildung verdeutlicht, dass nur der Marburger Bund in der Vertreterversammlung die Interessen junger Ärztinnen und Ärzte vertritt, niemand sonst! Niedergelassene setzen andere Schwerpunkte. Wir möchten erinnern, dass wir auf dem Ärztetag verhinderten, eine untertarifliche Bezahlung ambulanter Weiterbildung zu etablieren. Sie darf in Praxen oder MVZ nicht schlechter bezahlt werden als in Kliniken. Wir wissen, dass Weiterbildung in den DRG-Pauschalen nicht berücksichtigt ist. Wir pochen deshalb bei der Politik beharrlich auf Änderungen. Nur mit einem starken Marburger Bund in der Vertreterversammlung können wir Ihre Interessen vertreten. Hierfür benötigen wir Ihre beiden Stimmen für die Listen des Marburger Bundes.

     

    Zu den Autoren:

    Dr. med. Charis Eibl
    ist Vorsitzende des Weiterbildungsausschusses der Landesärztekammer

    Dr. med. Claus Beermann
    ist Mitglied im Weiterbildungsausschuss der Landesärztekammer RLP

    Dr. med. Wolfgang Stein
    ist Mitglied im Weiterbildungsausschuss der Landesärztekammer RLP

    Dr. med. Nico Abegunewardene
    ist Mitglied im Weiterbildungsausschuss der Landesärztekammer RLP

    Dr. med. Norbert Kaul
    ist Vorsitzender des Weiterbildungsausschusses Koblenz