
Dr. Günther Matheis verwies im Weiteren auf zahlreiche drängende Probleme im Gesundheitswesen. Er forderte einen runden Tisch „Versorgungssteuerung“, da es einen kaum gesteuerten Zugang und eine völlig unstrukturierte Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen gebe. Zu den weitere Fehlentwicklungen zähle: „Wir betrachten mit großer Sorge, dass fachfremde Finanzinvestoren MVZ ausschließlich als attraktive Kapitalanlage sehen und durch Fokussierung auf besonders lukrative Leistungen maximale Renditen erwirtschaften. Daraus folgen Risiken für die Patientenversorgung.“
Bei der Krankenhausreform verlangte Dr. Matheis eine angemessene Berücksichtigung der ärztlichen Weiterbildung, stärkere Verbundstrukturen und weniger Hürden bei Arbeitnehmerüberlassungen. Wir fordern des Weiteren die konsequente Herauslösung versicherungsfremder Leistungen aus der GKV. „Wir nehmen die Bundesregierung beim Wort, sie will in den nächsten sechs Monaten ein Bürokratieentlastungsgesetz vorlegen. Genauso richtig ist die Einführung einer Bagatellgrenze für Krankenkassenprüfungen“, betonte Dr. Matheis.
Für die Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystems sei auch die Sicherung der Fachkräftebasis elementar. „Um junge Ärzte zu gewinnen, benötigen wir die Reform der Approbationsordnung, die Stärkung der ärztlichen Weiterbildung in der Verantwortung der Ärztekammern, familienfreundliche Arbeitsbedingungen und bessere steuerliche und finanzielle Rahmenbedingungen für Ärztinnen und Ärzte im Ruhestand, die noch arbeiten wollen“, sagte Dr. Matheis weiter.
Ferner müssten in der ambulanten Versorgung alle erbrachten Leistungen in allen Facharztgruppen auch tatsächlich vergütet werden. Zudem müsse der im Jahr 2020 geschlossene Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst über das Jahr 2026 fortgeführt werden.
„Angesichts wachsender globaler Bedrohungen muss das Gesundheitswesen krisenresilient ausgestaltet werden. Gute Vorbereitung, ausreichende Vorhaltung von Arzneimitteln und Medizinprodukten, klar geregelte Zuständigkeiten und trainierte Abläufe sind dafür grundlegend.“ Fraglich sei, wann das Gesundheitswesen wehrhaft genug ist, um im Krieg oder bei anderen Katastrophen die Zivilbevölkerung zu versorgen.
„Im Kriegsfall, der hoffentlich nie eintritt, liegt die Hauptlast auf zivilen Krankenhäusern. Die müssen gezielt inhaltlich, personell und materiell auf immanente Krisen vorbereitet werden. Unsere Verteidigungsfähigkeit endet nicht in der Kaserne, sondern beginnt auch im Krankenhaus, sie beginnt in der Notaufnahme und im Op“, hob Dr. Matheis hervor.
Abschließend richtet Dr. Matheis seinen Blick auf Amerika: „Was bedeutet der Austritt der USA aus der Weltgesundheitsorganisation? Wissenschaftler befürchten, dass Trumps Kurs jahrzehntelange Erfolge im Kampf gegen Krankheiten wie Aids, Malaria und Tuberkulose zunichtemachen könnte. Denn die USA leisten gerade in diesem Bereich die größte Unterstützung. Wie dieser Verlust kompensiert werden kann, bleibt derzeit offen.
Die dortige Schwächung der biomedizinischen Forschung wird auch an uns nicht spurlos vorübergehen. Mitarbeiter werden aus dem National Institutes of Health entlassen, Forschungsgelder nicht freigegeben, Medikamentenstudien können nicht weitergeführt werden. Lebertran und Vitamin A werden als probate Mittel gegen Masern favorisiert, Impfungen werden als risikoassoziierte Prävention diskreditiert. Den Universitäten werden massiv die Gelder gekürzt, Stipendien werden abgesagt. Es ist wie ein Angriff auf die Forschung.
Das Erschreckendste ist, dass es in den USA nicht um unnötige Kosten im Wissenschaftsbetrieb geht. Es geht um einen Kampf gegen eine Instanz, die sich um Fakten und Wahrheit bemüht. Eine Schwächung der Wissenschaft geht einher mit der Verbreitung von Märchen und Mythen und greift mithin Fundamente unserer Demokratie an. Freie Wissenschaft muss geschützt werden, muss gefördert werden. Auch bei uns in Deutschland.“