• Spitzenmedizin braucht endlich Spitzenförderung

    Aktueller Kommentar von Dr. med. Claus Beermann - Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes des MB NRW-RLP
    29.August 2017
    Erinnern wir uns: Es sind gerade mal fünf Monate vergangenen, seitdem Mainzer Klinikdirektoren mit einem offenen Brief an Ministerpräsidentin Malu Dreyer über die jahrzehntelange Unterfinanzierung der Forschung und Lehre an der Universitätsmedizin Mainz protestiert haben. Nahezu sämtliche Institutsleiter und Klinikdirektoren warnten im April, dass der Forschungsstandort Mainz durch die fehlenden Geldzuflüsse in Gefahr ist. „Beenden Sie endlich diese Zustände“, forderten die Unterzeichner des offenen Briefes. Was ist seither geschehen?

    Nichts! Die Landesregierung hat die Mittelzuflüsse für Forschung und Lehre nicht erhöht. Auch die erforderlichen Finanzen für die Investitionen in die überfällige Sanierung vieler älterer Gebäude auf dem Gelände der Universitätsmedizin wurden nicht erhöht. Dass es aber tatsächlich auch anders geht, zeigt uns der Blick über die nördliche Ländergrenze.

    In Nordrhein-Westfalen investiert die Landesregierung seit vorigem Jahr immerhin in die sechs Universitätskliniken – insgesamt 2,2 Milliarden Euro zusätzlich für Sanierungen und Neubauten. Da in Rheinland-Pfalz die Steuereinnahmen ebenso auskömmlich fließen, sollte die Mainzer Landesregierung dringend mehr Verantwortungsbewusstsein zeigen und zielgerichtet handeln: Die Universitätsmedizin Mainz braucht mehr Geld.

    An der Universitätsmedizin Mainz werden trotz der fehlenden Investitionen beachtliche medizinische Leistungen erbracht. Ein paar Zahlen: 1.464 Betten, 7.674 Beschäftigte, da­runter gut 1.000 Ärztinnen und Ärzte, über 65.000 stationäre Patienten, fast 260.000 ambulanten Patienten, dazu in der Lehre rund 3.300 Studenten der Humanmedizin und unter dem Strich ein Umsatz von über 700 Millionen Euro im Jahr.

    Die zweistelligen Millionen Defizite in den jährlichen Bilanzen wurden unter schwierigen Rahmenbedingungen beträchtlich reduziert. Diese Versorgungs-Kennzahlen sind aber nur dem Umstand zu verdanken, dass die Mitarbeiter der Universitätsmedizin Mainz an 365 Tagen rund um die Uhr im Jahr versuchen, durch ihr tatkräftiges Engagement die fehlenden Investitionen der rheinland-pfälzischen Landesregierung ausgleichen. Ihnen gebührt unser aller Dank!

    Auch wenn zwischenzeitlich der Wissenschaftsrat die positive Entwicklung der Forschung und Lehre an der Universitätsmedizin Mainz gelobt hat, täuschen wir uns nicht, was tatsächlich nötig ist. Der wissenschaftliche Wettbewerb mit den anderen deutschen medizinischen Universitäten und den Einrichtungen im Ausland läuft täglich, er macht keine Pause. Um mittel- und langfristig mit einer internationalen erstklassigen Forschung und Lehre mithalten zu können, erfordert es erheblich mehr Investitionen des Landes. Nur so kommt auch das beste Personal nach Mainz. Tatenlosigkeit oder Ausreden der politisch Verantwortlichen sind für mich nicht akzeptabel, denn das Geld für diese Aufgabe ist da. Und wo wäre es besser angelegt, als in der Entwicklung der Medizin der Zukunft?

    Auch der Wissenschaftsrat kam übrigens zu dem Fazit, dass die Universitätsmedizin Mainz mehr Geld benötigt, denn es mangele ihr an mittelfristiger finanzieller Planungssicherheit. Der größte Arbeitgeber und das Zentrum der medizinischen Spitzenversorgung in Rheinland-Pfalz benötigt mehr Investitionen für die Forschung, für die Lehre und für die Patientenversorgung, forderte der Wissenschaftsrat. Dem habe ich eigentlich nichts mehr hinzuzufügen. Nur eines: Wünschen wir den Verantwortlichen bei der Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden eine glückliche Hand.