• Universitätsmedizin Mainz erwirtschaftet Defizit von fast 60 Millionen Euro

    Positive Leistungsentwicklung: Patientenzahlen, Drittmittel und Erlöse stiegen in 2018 / Gebäudesanierungen und Rückstellungen belasten
    03.Juli 2019
    Mainz (mhe). Die Universitätsmedizin Mainz kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht heraus. Ausgerechnet im zehnten Jahr ihres Bestehens legt die größte Klinik in Rheinland-Pfalz ein Rekorddefizit für das abgelaufene Jahr vor. Mit einem Minus von 59,7 Millionen Euro im Jahr 2018 verzeichnet die Universitätsmedizin Mainz ihr bislang schlechtestes finanzielles Jahresergebnis. „Die Leistungen in der Krankenversorgung und Forschung wurden zwar weiter gesteigert, deckten jedoch nicht die hohen Kosten ab. Im vergangenen Jahr haben uns erneut mehr Patienten ihr Vertrauen geschenkt und sich in unseren Kliniken behandeln lassen“, bilanzierte der Vorstandsvorsitzende und Medizinische Vorstand Univ.-Prof. Dr. med. Norbert Pfeiffer. „Das ist dem großen Engagement unserer Mitarbeiter zu verdanken.“

    Gleichwohl sei die positive Leistungsentwicklung die Basis für eine Konsolidierung und die weitere Verfolgung strategischer Ziele universitärer Spitzenmedizin, die der Wissenschaftsrat in seinem Gutachten im Jahr 2017 positiv bewertet hat.

    In dem Jahresergebnis sind allerdings eine Reihe notwendiger zusätzlicher Rückstellungen in Höhe von rund 22 Mio. Euro beinhaltet. Dringende Gebäudesanierungen sowie gestiegene Personal- und Materialkosten haben u.a. dazu geführt, dass sich das Jahresergebnis von 2017 in Höhe von 33,1 Mio. Euro nochmals verschlechtert hat.

    Trotz der erheblichen finanziellen Probleme wurden 2018 positive Kennziffern in Krankenversorgung, Forschung und Lehre erzielt. So stieg die Zahl der stationär behandelten Patienten 2018 auf 69.324 (2017: 68.903). Ambulant behandelt wurden 282.317 Patienten (2017: 279.054). Die Erlöse aus dem Krankenhausbetrieb stiegen von 457,628 Mio. Euro im Jahr 2017 auf 476,204 Mio. Euro in 2018. Der Umsatz aus der Betriebsleistung stieg von 737,390 auf 775,525 Millionen Euro.

    Auch in Forschung und Lehre ging der Trend weiter nach oben. 59,3 Millionen Drittmittel konnten eingeworben werden (2017: 51,7). Das neue Helmholtz-Institut HiTron, an dem die Personalisierte Medizin erforscht wird, die Beteiligung an sieben Sonderforschungsbereichen in Sprecher- und Co-Sprecherschaft und das Deutsche Resilienzzentrum, das auf einem vielversprechenden Weg ist, ein ausgegründetes Leibniz-Institut zu werden, sind Belege für die hohe wissenschaftliche Leistungsfähigkeit. Mit 3.400 Studierenden gehört die Universitätsmedizin Mainz zudem zu den größten Lehr-Fakultäten in Deutschland.

    „Wir können stolz auf die Entwicklung der Universitätsmedizin sein, die 2019 zehn Jahre besteht“, so Univ.-Prof. Dr. Norbert Pfeiffer und Univ.-Prof. Dr. Ulrich Förstermann, Wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin Mainz. „Die medizinischen und wissenschaftlichen Leistungen der Universitätsmedizin Mainz sind beeindruckend. Sie ist nicht nur nach der Bettenzahl das größte Krankenhaus in Rheinland-Pfalz, sondern nimmt unter den Maximalversorgern im Land eine alleinige Sonderrolle ein. Daraus ergibt sich auch eine besondere Verantwortung der Landesregierung für die Universitätsmedizin der Johannes-Gutenberg-Universität“, sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Denis Alt, Staatssekretär im Ministerium für Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur.

    „Im Rahmen der Aufstellung des Doppelhaushaltes 2019/2020 hat das Land wichtige Entscheidungen für die Universitätsmedizin getroffen und 70 Millionen zur Finanzierung des von der Unimedizin vorgelegten Investitionspakets und strukturell 10 Millionen zusätzlich zur Verfügung gestellt. Diese zusätzlichen Mittel konnten das Ergebnis 2018 noch nicht entlasten, aber ich bin trotz der wirtschaftlich angespannten Lage zuversichtlich, dass es uns gemeinsam gelingen wird, die finanziellen Probleme zu lösen. Die Aufgabe der Universitätsmedizin ist es jetzt, diese Mittel klug und strategisch einzusetzen.“

    Trotzdem bleibt der hohe Investitions- und Sanierungsbedarf eine Herausforderung. Die Erneuerung der technischen Ausstattung ist in diesem Zusammenhang auch ein kurzfristiges, die bauliche Weiterentwicklung naturgemäß ein mittel- bis langfristiges Thema.

    Die Herausforderungen an die Universitätsmedizin – im Spagat zwischen Spitzenmedizin und Daseinsfürsorge – bleiben indes bestehen. „Wir sind das einzige Universitätsklinikum in Rheinland-Pfalz und zugleich das Stadtkrankenhaus von Mainz“, sagte Professor Pfeiffer. Einerseits entwickle, praktiziere und lehre man die Medizin von morgen, anderseits sei man Anlaufstelle für alle Patienten vor Ort, auch für solche mit weniger schweren Erkrankungen.

    Für die Behandlung schwerkranker Patienten werden eine moderne medizinische Ausstattung und hochqualifiziertes Personal rund um die Uhr vorgehalten. Dies ist sehr kostspielig. Die Vergütung komplexer Fälle ist durch die Fallpauschalen allerdings nach wie vor nicht vollständig gedeckt, ihre Behandlung reißt immer wieder Löcher in die angespannte Finanzdecke. Eine Herausforderung stellt auch die zeitintensive Weiterbildung von Fachärzten dar. 

    „Die Universitätsmedizin wird ihren Anteil zur Konsolidierung der finanziellen Situation beitragen“, sagte PD Dr. Christian Elsner, der Anfang 2019 das Amt des Kaufmännischen Vorstands der Universitätsmedizin Mainz übernommen hat. Das Defizit habe mehrere Ursachen, bei denen man ansetzen müsse. Erste Maßnahmen seien bereits eingeleitet worden. 2018 war der Personalbestand gegenüber 2017 um 104 Mitarbeiter angewachsen. Geplant ist, diesen Stellenaufbau über fast alle Berufsgruppen hinweg – ausgenommen der Pflege – durch natürliche Fluktuation zurückzuführen.

    „Wir setzen auch auf ein moderates Ergebnis bei den laufenden Tarifverhandlungen“, sagte Elsner. Nun werden sämtliche Prozesse einer Evaluierung unterzogen, um die Schnittstellen zwischen den Bereichen zu optimieren. Gleichzeitig wird das Belegungsmanagement optimiert, um eine effizientere und flexiblere Auslastung der Betten zu erreichen. Zudem sollen Optimierungen beim Materialeinkauf erzielt werden.