• Wir brauchen eine gesunde Balance des Berufs- und Familienlebens

    Kommentar von Mariza Oliveira Galvão - Vorsitzende des MB-Bezirks Trier
    10.März 2021
    Aus unseren Umfragen und aus unserem täglichen Erleben im Klinikalltag wissen wir, dass sich immer mehr angestellte Ärztinnen und Ärzte wünschen, ihren Beruf besser mit ihrem Familienleben zu vereinbaren. Es ist sehr erfreulich, dass sich junge Ärztinnen und Ärzte nicht mehr zwischen Kindern und Karriere entscheiden wollen, sondern nach geeigneten Wegen suchen, um beide Lebenswelten gut miteinander zu verbinden. Doch die Realität weist leider noch viel zu oft hohe Hürden auf. Der Marburger Bund unterstützt Ärztinnen und Ärzte. So haben wir in unseren Tarifverträgen neue Reglungen zur Absenkung der Gesamtarbeitslast durchgesetzt, die unter anderem die Arbeit planbarer machen und die Zahl der maximalen Bereitschaftsdienste wie Wochenenddienste begrenzen.

    Wir wissen, die Nachfrage nach familienfreundlichen Arbeitszeiten und Teilzeitstellen ist bei beiden Geschlechtern sehr hoch. Und die Elternzeit und Anbindung an das Krankenhaus über Fortbildung und Möglichkeit des gestaffelten Wiedereinstiegs sind essenziell für die Wertschätzung der ärztlichen Arbeitskraft.

    Wir wollen strukturelle Veränderungen, fordern daher bessere Möglichkeiten zur Teilzeitarbeit und flexiblere Arbeitszeitmodelle. Familienfreundliche Strukturen bedeuten Planbarkeit, mehr Transparenz und vor Ort auch Kreativität. Eine Familie gründen zu können, die neben dem Arztalltag nötige Zeit für die Kinder und den Partner zu haben, das ist kein unerhörter Luxus, sondern ein wesentliches Bedürfnis der meisten Menschen. Ein Fakt, der auch die Berufswahl beeinflusst.

    Attraktive Arbeitsbedingungen für Frauen und Männer zu schaffen, stellt eine unumgängliche Anpassung an gesellschaftliche Entwicklungen dar. Um es klar zu sagen: Es ist der einzige Weg, auf dem auch Kliniken fachlich qualifiziertes Personal heute und zukünftig noch gewinnen können.

    Neben strukturellen Änderungen in Kliniken müssen aber auch die Rahmenbedingungen geändert werden: Wir brauchen flexiblere Betreuungszeiten für Kinder. Eine Kita, die flexible Betreuungszeiten zwischen 6 und 23 Uhr anbietet, ist ein hervorragendes Beispiel für Familienfreundlichkeit. Es bedarf hier noch oft wegweisender Initiativen. Die nötigen Impulse kommen oft von uns Ärztinnen und Ärzten.

    Es ist ein wesentliches Anliegen des Marburger Bundes, diesen Wunsch nach Familienzeit – sei es für die eigenen Kinder oder für zu betreuende Angehörige – zu fördern. Neben der verbesserten Familienfreundlichkeit in Kliniken müssen Frauen aber auch unabhängig von ihrem familiären Stand stärker gefördert werden.

    Nicht nur, weil derzeit Ärztemangel besteht, sondern weil es selbstverständlich ist, berufliche Kompetenz geschlechterunabhängig zu fördern. Zwei von drei Studienanfängern im Fach Humanmedizin sind weiblich. Viele Artikel und Symposien widmen sich der „Feminisierung der Medizin“. Ohne Frage, die resultierende Veränderung hat Konsequenzen: Mehr neue Wege zur Vereinbarkeit von Familie und beruflichem Fortkommen werden benötigt. So muss unserer Ansicht nach die Weiterbildung für Teilzeitbeschäftigte noch flexibler werden.

    Frauen gehören stärker als bisher in Führungspositionen. Ihr Anteil liegt dort derzeit bei nur elf Prozent. Eine Karriere muss Frauen auch mit Familie möglich sein. Die Förderung von Frauen in Kliniken ist keine Forderung nach Besserstellung oder Sondervergünstigung. Sie stellt für die Krankenhäuser vielmehr eine Chance dar, auf Fragen in fachlicher Hinsicht gute Antworten zu bekommen.

    Noch nutzen wir die ausgezeichneten Qualifikationen von Ärztinnen zu wenig. Beziehen wir Ärztinnen doch selbstverständlich mit ein! Wir haben im Herbst Kammerwahl. Auch da gilt es zu bedenken, dass nur der Marburger Bund die besonderen Interessen angestellter und beamteter Ärztinnen und Ärzte vertritt. Andere Listen vertreten vornehmlich niedergelassene Kollegen. Es gibt somit gute Gründe, unsere Marburger Bund-Listen jetzt mit Ihrer Kandidatur und im Herbst mit ihrer Stimme für die Herausforderungen der nächsten fünf Jahre zu stärken.