• "Wir müssen Kinder besser zu einer gesünderen Lebensführung motivieren."

    Ärztekammer Westfalen-Lippe
    29.August 2017
    Münster
    Gesundheitswissen und ein gesunder Lebensstil sollen in den Bildungs- und Lehrplänen von Kindertagesstätten und allgemeinbildenden Schulen verankert werden. Dafür wirbt die Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL). Sie unterstützt damit die Forderung von 14 Spitzenverbänden des Gesundheitswesens und des Bundesgesundheitsministeriums, die sich kürzlich zu einer „Allianz für Gesundheitskompetenz“ zusammengeschlossen haben. Ein gesunder Lebensstil – eingeübt schon im Kindes- und Jugendalter – kann zu einer besseren Gesundheit im späteren Leben führen und auch die schulischen Leistungen positiv beeinflussen. „Je früher wir Kindern eine gesunde Lebensweise vermitteln und sie dafür begeistern, desto besser. Sie sollen die Zusammenhänge zwischen Lebensführung und Gesundheit besser verstehen und zu einer gesundheitsförderlichen Lebensführung motiviert werden“, sagt Dr. Theodor Windhorst, Präsident der ÄKWL. „Die Lehrerinnen und Lehrer brauchen aber auch den Freiraum, Gesundheitsthemen in den Unterricht zu integrieren, ohne mit dem Lehrplan in Konflikt zu geraten.“

    Um dieses Ziel zu erreichen, schlägt die Kammer eine Reihe von Maßnahmen vor. So könnten gesundheitsrelevante Themen in die Ausbildung von Lehrern und Erziehern sowie in die schulischen Lehrpläne aufgenommen werden. Denkbar seien auch ein projektbezogener Unterricht, eigene Unterrichtseinheiten zu gesundheitsrelevanten Themen sowie ein eigenes Schulfach „Gesundheit“. In einem gemeinsamen Schreiben an NRW-Schulministerin Gebauer regen beide Ärztekammern in Nordrhein-Westfalen eine gemeinsame Initiative an.

    Die ÄKWL erklärt sich laut Windhorst bereit, ihre Expertise bei der Entwicklung von Lehrprogrammen und -materialien zur Verfügung zu stellen und Ärzte als Referenten für die Lehrerausbildung, für Elternabende oder zur Unterstützung des Unterrichts zu vermitteln.

    In Westfalen-Lippe hat man bereits Erfahrung mit dem Thema: Mit dem Projekt Medipäds wurde in der Vergangenheit ein sehr erfolgreiches Projekt verfolgt, das im Zusammenwirken von Arzt und Lehrer gesundheitsfördernden Unterricht realisierte, um Gesundheit und präventive Maßnahmen stärker in den Schulalltag zu integrieren. Grundidee der Arbeit im Projekt „Die MediPäds – Lehrer und Ärzte im Team“, einer Kooperation der Ärztekammer Westfalen-Lippe, der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, der Medusana Stiftung und dem BKK Landesverband Nordrhein-Westfalen, war die kontinuierliche Betreuung von Schulklassen durch Teams aus Ärzten und Lehrern, die gesundheitsfördernde Unterrichtsprojekte entwickeln und in die Praxis umsetzen. Dr. Theodor Windhorst: „Leider konnte eine Umwandlung des Projektes in ein Regelangebot an den Schulen nicht erreicht werden und musste im Jahr 2011 auslaufen. Wünschenswert wäre es, solch ein Projekt wieder aufleben zu lassen."

    Ein besonderes Problem stellt weiterhin das Übergewicht dar. Etwa ein Drittel der übergewichtigen Kinder sind der Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS) zufolge sogar adipös. Das entspricht etwa zwei Millionen übergewichtigen und 700.000 adipösen Kindern und Jugendlichen. Im Vergleich zu den 1980er- und 1990er-Jahren hat sich der Anteil der übergewichtigen Kinder um 50 Prozent erhöht. Dabei sind sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche häufiger von starkem Übergewicht  betroffen als andere.

    Auch der diesjährige Deutsche Ärztetag in Freiburg hat sich für eine frühzeitige Förderung der Gesundheit und gesundheitlicher Kompetenzen ausgesprochen und unter anderem gefordert, das Thema in die Ausbildung von Lehrern und Erziehern sowie in die schulischen Lehrpläne aufzunehmen.