• Wir wollen gesund bleiben

    Landesvorsitzender Dr. med. Hans-Albert Gehle fordert wirksamen Schutz für Ärzte und Pflegekräfte
    06.August 2020
    Die Sommerferien sind nun bald vorüber und ich hoffe sehr, dass viele Kolleginnen und Kollegen die nötige Erholung im Urlaub wirklich gefunden haben, trotz des Tragens von MNS-Masken und der Distanz. Denn, wie zu erwarten, haben Erkrankungen sich keine Sommerpause genommen, auch nicht Covid-19. Die Öffentlichkeit treibt die Frage an, gibt es eine sogenannte 2. Welle oder nicht? Ist diese Frage wirklich wichtig? Das Virus macht nun das, was wir erwarten durften. Es breitet sich in der Bevölkerung aus. Wie schnell und wie langsam, das können alle durch ihr Verhalten mitentscheiden. Aber eins ist sicher: Wir als Ärzte wissen, wir werden dauerhaft Corona-Erkrankte Patienten behandeln müssen. Wichtig ist allerdings, dass weltweit aber auch in Deutschland die Gesundheitsberufe sich deutlich häufig infizieren als der Durchschnitt der Bevölkerung. Das liegt in der Natur der Sache, gibt uns aber das Recht bzw. sogar die Pflicht besondere Maßnahmen zu fordern.

    Als Anfang Mai die Landesregierungen in NRW und RLP nach wochenlangen Beschränkungen wieder schrittweise Lockerungen zu mehr Normalität erlaubte, haben wir die Regierungen beider Bundesländer aufgefordert, die Zeit bis zum Herbst zu nutzen: um wirksame persönliche Schutzausrüstungen für die Mitarbeiter der Krankenhäuser, in Praxen, Altenheimen und sonstigen Gesundheitseinrichtungen in beiden Bundesländern in ausreichender Zahl zentral zu beschaffen. Was wurde seither erreicht? Genug?

    Von viele Kolleginnen und Kollegen in Krankenhäusern ist leider unverändert zu hören, dass Sie immer noch nicht ungehinderten Zugang zu Masken mit höheren Sicherheitsstandards (FFP 2/3 ) in jeder Situation erhalten. Das hat in den Sommerferien gerade bei der Behandlung unbekannter „Notfallpatienten“ zu unnötigen Infektionen von Kolleginnen und Kollegen geführt, auch in unserem Landesverband. Ihnen wünsche ich, dass Sie die Infektion ohne gravierende Erkrankung überstehen.

    Der Grund ist – wie so oft – eine wirtschaftliche Erwägung. Einfache Mund-Nasen-Schutzmasken bieten bekanntlich keinen sicheren Infektionsschutz. Sie sind etwas für den Urlaub, nicht aber für die Versorgung von Notfallpatienten gedacht.

    Es ist allerhöchste Zeit den Angehörigen der heilenden Berufe wirkliche Wertschätzung entgegenzubringen. Denn seitdem wieder verstärkt planbare Eingriffe und Behandlungen vorgenommen werden, kommen naturgemäß auch wieder mehr Patienten in die Kliniken, deren Infektionsstatus uns nicht bekannt ist.

    Welches Ausmaß die Pandemie und andere Infektionserkrankungen in Deutschland im Herbst und Winter wieder erreichen werden, kann niemand verlässlich prognostizieren, aber wir sollten vorbereitet sein. Die Landesregierungen in NRW und RLP sind im Rahmen ihrer Sorgfaltspflicht und Daseinsvorsorge verpflichtet, uns die notwendige Unterstützung zu geben. Wir brauchen:

    Kostenlose Tests für alle Klinikmitarbeiter. Es kann nicht sein, dass je nach Versicherungsstatus, dem ein oder anderem Klinikmitarbeiter eine Rechnung präsentiert wird.

    Geregelte Abläufe und gesicherte Finanzierung der Tests. Damit niedergelassene Kollegen die Krankenhausstrukturen vor planbaren Eingriffen und Behandlungen entlasten können.

    Zurückkehr zur Daseinsvorsorge durch Einrichtung und voller Gegenfinanzierung von Quarantänebereichen in jedem Krankenhaus. Notfallpatienten müssen isoliert werden, bis ein negatives Testergebnis vorliegt.

    Infektionsbereiche in jedem Krankenhaus, um endlich auch neben den Covid-19-Patienten noch Menschen mit multiresistenten Keimen würdevoll und sicher zu behandeln, und die Ausbreitung dieser Keime zu verhindern.

    Der Schutz aber auch die Absicherung jedes Mitarbeiters in unseren Krankenhäusern muss gewährleistet sein. Neben Schutzmaterialien muss für jeden Mitarbeiter der an Covid-19 erkrankt, der Schutz der Unfallversicherung wie von der Politik zugesagt greifen. Ein Nachweis eines Kontaktes im Krankenhaus zu fordern, ist in der Pandemie unmöglich.

    Und last but not least – der ÖGD muss endlich Pandemie entsprechend personell ausgestattet und mit einer kommunenübergreifend Landesstruktur gefördert werden.

    Das alles kostet Kapazität und Geld – hier und nur hier – könnte die so oft von der Politik gelobte Niederlande uns Vorbild sein.

    Zuletzt aber wünsche ich uns allen: „Bleiben wir gesund.“ Hierzu müssen wir selber besser auf uns achten. Auch wir haben uns zu schnell an die neue Normalität gewöhnt. Uns in einer trügerischen Sicherheit gewogen. Bitte verdrängen Sie nicht, dass wir in alles anderen als in normalen Zeiten leben.