• Worum geht es wirklich?

    Kommentar des ersten MB-Landesvorsitzenden Dr. med. Hans-Albert Gehle
    18.Dezember 2019
    Weihnachten und das Ende des Jahres stehen vor unserer Tür. Wir können auf ein besonderes, intensives Jahr zurückblicken. In den vergangenen Monaten haben wir bei zwei Kammerwahlen großartige Ergebnisse erzielt, die es uns ermöglichen, die gemeinsamen beruflichen Interessen aller Kammermitglieder sachkundig zu vertreten. Berufspolitisch setzen wir in den Ärztekammern unseren kooperativen Weg erfolgreich fort.

    Unsere Aufgaben werden in 2020 gewiss nicht geringer. Ärztinnen und Ärzte werden mit einer hohen Zahl an Gesetzen auf Bundesebene konfrontiert. Ungeniert greift Berlin immer tiefer in unseren ärztlichen Alltag und unsere Autonomie ein. In NRW werden die neue Krankenhausplanung und Neuorganisation der Notfallversorgung ganz wesentliche Aufgaben für uns bilden. Wir müssen 2020 gegenüber der Politik und Kostenträgern gemeinsam stark auftreten - für unsere ärztlichen Interessen, für unsere Patienten.

    Aber, worum geht es eigentlich wirklich? Abseits aller alltäglichen Probleme haben wir auf unseren Veranstaltungen in 2019 mehrfach hoch engagierte Kolleginnen und Kollegen erlebt. Zwei möchte ich besonders hervorheben. Daniel Peter und Werner Strahl, die uns von ihrem vorbildlichen Einsatz für Menschen in der ganzen Welt berichtet haben. Zusammen mit vielen Kollegen sind Sie seit langem für die medizinische Nothilfe im Auslandseinsatz - in allen Konfliktregionen in der Welt. 

    Ich bin froh, dass wir solche Vorbilder haben. Der eine ist junger Arzt, der andere bereits lange Rentner. Sie zeigen uns, dass uns Generationsübergreifend etwas antreibt. Vor allem, unser Interesse am Leben des anderen, unsere Fürsorge - egal wo auf der Welt. Sie zeigen, dass die persönliche Zuwendung, die nötige Zeit für unsere Patienten unverzichtbar ist, egal wo man sich in der Welt befindet. 

    Das ist der eigentliche Grund, warum wir als Ärztegewerkschaft unsere Arbeitsbedingungen kontinuierlich verbessern müssen. Ist uns das gelungen? 

    Im Mai haben wir nach engagierten Warnstreiks mit der VKA eine Tarifeinigung erzielt, die bereits von der Diakonie Deutschland übernommen wurde. Mit guten Gründen bezeichnen wir es als neuen Meilenstein für die Absenkung unserer Gesamtarbeitslast. Aber nur wenn wir Sie in den Kliniken um bzw. durchsetzen, werden wir die Bedingungen, unter denen wir ärztlich tätig sind, verbessern. Das wird wieder unseren persönlichen Einsatz und die Rechtberatung unseres Verbandes vor Ort benötigen. Die Caritas steht unter Zugzwang. Sie kann es sich im Wettbewerb um beste Versorgung der Patienten und die besten Ärztinnen und Ärzte auf dem Arbeitsmarkt nicht erlauben, schlechtere Bedingungen anzubieten.

    Aber, wir müssen nicht nur die Gegenwart, sondern auch die Zukunft mitgestalten. Auf dem Abschieds-Symposium von Theodor Windhorst haben wir jüngst Ausblicke auf die Zukunft erhalten. Wer wird Patienten in absehbarer Zeit versorgen? Künstliche Intelligenz oder noch immer leibhaftige Ärztinnen und Ärzte? Bei allen Vortei-len der Digitalisierung, ich bin mir sicher, „Alexa“ sollte die ärztliche Versorgung nicht übernehmen. 

    Mein großer Wunsch ist, dass nicht ein Computer, sondern wir uns wieder mehr Zeit für unsere Patienten nehmen können. Ich sehe die Politik, Kostenträger und vor allem uns selber gefordert, die Zukunft zu gestalten. Wir müssen unsere ethischen Vorstellungen einbringen. Wir sind gefordert. Gemeinsam mehr bewegen. 

    Eine Bitte zum Schluss: Um die großartige Arbeit der Kolleginnen und Kollegen in den Hilfsorganisationen zu unterstützen, bitten ich Sie mit unserem Weihnachtsgruß um eine Spende für Cap Anamur. Ganz herzlichen Dank.

    Ihnen und Ihrer Familie wünsche ich ein friedliches Weihnachtsfest und einen guten Rutsch. Denken und danken wir auch den vielen Kolleginnen und Kollegen, die auch an diesen besinnlichen Tagen die medizinische Versorgung aufrechterhalten.