• Kein Schnellschuss - sondern echte Integration ausländischer Ärzte

    Pressemitteilung
    Marburger Bund NRW/RLP zu Äußerungen des Gesundheitsministers Jens Spahn
    03.April 2018
    Köln
    Die Ankündigung des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn, mittels beschleunigter Verfahren mehr ausländische Pflegekräfte und Ärzte für das deutsche Gesundheitswesen zu gewinnen, gleicht nach Überzeugung des Marburger Bundes NRW/RLP einem sehr späten Eingeständnis des politischen Scheiterns. „Es ist wirklich ein Trauerspiel, dass in einem der wohlhabendsten Länder der Erde nach über eineinhalb Jahrzehnten des Ärztemangels an den deutschen Universitäten keine annähernd ausreichende Zahl an Absolventen des Fachs Humanmedizin ausgebildet werden, obwohl jedes Jahr tausende Studierwillige abgewiesen werden“, kritisieren Dr. med. Hans-Albert Gehle und Michael Krakau, die beiden Vorsitzenden des Marburger Bundes NRW/RLP. „Die Zahl der Medizin-Studienplätze hierzulande hätte bereits vor über einem Jahrzehnt um mindestens zehn Prozent erhöht werden müssen“, erinnern Gehle und Krakau an Forderungen des Marburger Bundes NRW/RLP.

    Die jetzt vom Minister Spahn vorgeschlagene Notlösung, Abschlüsse für Pflegekräfte und Ärzte aus dem Ausland beschleunigt anzuerkennen, berge immense Risiken für die gewohnte Qualität der Patientenversorgung, warnen Hans-Albert Gehle und Michael Krakau. Nicht Schnelligkeit sei entscheidend, sondern vielmehr die Einhaltung der hierzulande üblichen hohen Qualifikationsstandards für Ärzte. Ethisch höchst fragwürdig sei zudem, die Ärztinnen und Ärzte aus jenen Ländern abzuwerben, in denen die medizinische Versorgung der Bevölkerung zumeist weit schlechter als hierzulande ist und dadurch noch weiter geschwächt werde.

    „Ohne jede Frage fehlen uns hierzulande Zehntausende Pflegekräfte sowie Ärztinnen und Ärzte. Das ist seit vielen Jahren allen Politikern gut bekannt. Wir weisen immer wieder darauf hin. Ebenso klar ist, dass der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten in Krankenhäusern und in Praxen in den nächsten Jahren noch deutlich stärker ansteigen wird als bisher, denn viele Tausend Ärzte stehen vor ihrem Ruhestand“, betonen Gehle und Krakau. „Zugleich wird der personelle Bedarf an Ärzten in Folge einer älter und damit multimorbider werdenden Bevölkerung ansteigen. All diese Fakten sind den verantwortlichen Politikern seit vielen Jahren bekannt. Gehandelt wurde bisher weder ausreichend noch zeitnah.“

    Nicht die von Jens Spahn geäußerte zögerliche Anerkennung von Ärzte aus dem Ausland sei das Problem. Viele ausländische Kollegen seien mittlerweile nämlich gut integriert und unverzichtbar. Aber: „Derzeit bestehen nur gut die Hälfte aller Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland die fachsprachlichen Prüfungen bei den zuständigen Landesärztekammern. Nur solche gründlichen Sprachprüfungen gewährleisten unseren Patienten, dass sie mit ihren behandelnden Ärzten eine adäquate Kommunikation führen können“, betonen Gehle und Krakau.

    „Die fachsprachlichen Prüfungen müssen bleiben, sonst können Patienten ärztliche Diagnosen und Therapien gar nicht verstehen.“ Auch die bereits aus dem Ausland integrierten Kolleginnen und Kollegen bestätigen dies. „Von den zugewanderten Ärzten und Pflegekräften werden nicht die von Jens Spahn kritisierten zögerlichen Verfahren zur Anerkennung ausländischer Ärzte beklagt, sondern vielmehr die ihnen fehlende Unterstützung bei ihrer Eingliederung - zum Beispiel beim Erwerb von Sprach- und Systemkenntnissen“, unterstreichen Gehle und Krakau weiter.

    Dass Bundesgesundheitsminister Spahn die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte mittels Tarifverträgen verbessern will, begrüßen Hans-Albert Gehle und Michael Krakau ausdrücklich und verweisen zudem erneut darauf, dass die Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitswesen endlich nach dem Tarifvertrag für Ärzte (TV-Ärzte) des Marburger Bundes bezahlt werden müssen. „Solange dies aber nicht der Fall ist, bleiben Tausende Arztstellen im ÖGD nicht besetzbar, da die Verdienste für Ärzte in Krankenhäusern dank des dort geltenden TV-Ärzte massiv höher ausfallen.“