• Mehr als 800 Ärztinnen und Ärzte aus über 40 Kliniken streiken in Frankfurt

    Pressemitteilung
    Dr. Hans-Albert Gehle: VKA verweigert Klinikärzten erforderliche Anerkennung / Liste bestreikter Kliniken
    30.März 2022
    Köln. Mehr als 800 Ärztinnen und Ärzte aus über 40 kommunalen Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz beteiligen sich am morgigen Donnerstag (31. März) an dem eintägigen Warnstreik. Die streikenden Klinikärzte reisen am Vormittag nach Frankfurt, um dort auf dem Römerberg an der ab 13 Uhr stattfindenden bundesweiten Warnstreik-Veranstaltung des Marburger Bundes teilzunehmen. An einigen weiteren Krankenhäusern in NRW/RLP streiken Klinikärztinnen und -ärzte derweil vor Ort oder protestieren mit einer „aktiven Mittagspause“ gegen die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA).

    „Wir müssen seit über zwei Jahren durch die Corona-Pandemie eine enorme Arbeitsbelastung tragen. Aktuell versorgen wir in den Kliniken laut Deutscher Krankenhaus Gesellschaft (DKG) so viele COVID-19-Patienten wie noch nie. Zudem fallen viele Kolleginnen und Kollegen infiziert aus. Deren Arbeit müssen wir kompensieren. Wir alle leisten dadurch weit mehr, als unsere Tarifverträge zulassen. Ein Ende der Pandemie ist nicht in Sicht“, erklärt Dr. med. Hans-Albert Gehle, Vorsitzender des Marburger Bundes NRW/RLP.

    „Ein Streik kommt nie zur richtigen Zeit. Aber gerade in der Corona-Pandemie müssen wir Klinikärztinnen und -ärzte darauf aufmerksam machen, dass auch wir eine Belastungsgrenze haben und Wertschätzung für unser hohes Engagement verdienen“, betont Dr. med. Hans-Albert Gehle.

    Vier Verhandlungsrunden verliefen ergebnislos. „Es ist völlig unverständlich, warum die Arbeitgeberseite es in den seit Monaten laufenden Tarifverhandlungen an Anerkennung unserer Arbeit mangeln lässt.“ Die Arbeitgeber wollen zurückrudern. Tarifliche Fortschritte der Tarifrunde 2019, die zur Reduktion unserer Gesamtarbeitslast führte, wollen sie nach ihrem Gusto wieder aufweichen. Dagegen wehren wir uns, dagegen müssen wir uns wehren, gerade in der Pandemie!“, unterstreicht Gehle.

    „Was sind unsere Ziele in dieser Tarifrunde? Wir wollen mehr Zeit für unsere Patienten, um sie vernünftig versorgen zu können. Dafür müssen wir aber gesund und ausgeruht sein. Zurzeit arbeiten wir coronabedingt weitaus mehr, als unsere Tarifverträge zulassen.“

    • Wir wollen klare Vorgaben für die vor drei Jahren vereinbarte Beschränkung auf vier Bereitschaftsdienste im Monat. Die seinerzeit zugestandene Bemessung nach einem Halbjahresschnitt hat sich als nicht praktikabel gezeigt. Ausnahmsweise Überschreitungen müssen natürlich - wie aktuell auch - möglich bleiben.
    • Wir wollen mehr Erholung durch einen gesicherten Anspruch zur Begrenzung der Arbeit auf maximal zwei Wochenenden im Monat. Die bisherige großzügige Regelung, nach der ein Ausgleich innerhalb eines ganzen Kalenderjahres erfolgen kann, brachte noch keine ausreichende Planungssicherheit für ein vernünftiges Familienleben.
    • Wir brauchen auch für Kolleginnen und Kollegen, die Rufbereitschaft und Schichtdienste leisten, verbesserte Regelungen.
    • Der Bereitschaftsdienst und Zuschlag zum Rufbereitschaftsentgelt muss jetzt erhöht werden, wenn die einmonatige Frist zur Dienstplanaufstellung nicht eingehalten wird.
    • Wir wollen eine ausdrückliche Festlegung zur Begrenzung der Zahl der Rufbereitschaften. Maximal zwölf im Kalendermonat.
    • Wir wollen 5,5 Prozent mehr Gehalt rückwirkend ab dem 1. Oktober 2021, dem Ablauf der bisherigen Gehaltsregelungen.

    Was wird uns aktuell von der VKA angeboten? Die VKA will zurückrudern: Mehr statt weniger Bereitschaftsdienste. Keine gesicherten Wochenenden – mehr Arbeitsbelastung. Willkür bei der Dienstplanung. Statt Anwesenheit weiterhin als Arbeitszeit zu bewerten, Aufweichung der Bestimmungen zur Arbeitszeiterfassung und mehr. Darüber hinaus: Verzicht auf Gehaltserhöhungen! Und erst ab 2023 nur 1,65 Prozent mehr Gehalt.

    „Das ist blanker Hohn! Angesichts dieser mangelnden Wertschätzung für unseren besonderen Arbeitseinsatz bleibt uns nur noch der eintägige Warnstreik“, betont Gehle. „Wir müssen jetzt stärkeren Druck auf die Arbeitgeberseite in den Tarifverhandlungen ausüben. Statt mit Vernunft zu reagieren, wirft uns die VKA Egoismus vor, es ginge uns nur um Geld. Weit gefehlt. Tatsächlich leisten wir doch in der ganzen Corona-Pandemie weitaus mehr, als wir bezahlt bekommen und auch in der Ukraine-Krise sind viele von uns hoch engagiert ehrenamtlich tätig.“

    Nachfolgend alle vom Warnstreik aktuell betroffenen Krankenhäuser in NRW und RLP. Allen Kliniken haben wir eine Notdienstvereinbarung angeboten. Diese Liste wird fortlaufend aktualisiert.

    Nordrhein:

    • Alfried-Krupp-Krankenhaus
    • Helios Klinikum Niederberg (Velbert)
      (Warnstreik vor dem Klinikum von 13 bis 15 Uhr)
    • Krankenhaus Düren
    • Krankenhaus Gummersbach
    • Klinikum Leverkusen
    • Krankenhaus Porz am Rhein
    • LVR Klinik Bonn
    • LVR Klinik Düsseldorf
    • LVR Klinik Essen
    • LVR Klinik Viersen
    • Rheinland Klinikum Neuss
    • Rhein Maas Klinikum Würselen (Aktive Mittagspause von 12.15 Uhr bis 12.45 Uhr vor Ort)
    • Sana Klinik Duisburg
    • Sana Kliniken Düsseldorf
    • Sana Klinik Remscheid
    • Kliniken Köln
    • Städtisches Klinikum Solingen

    Westfalen-Lippe

    • Bergmannsheil Gelsenkirchen
      (Vor der Kinderklinik veranstalten Ärztinnen und Ärzte von ca. 10 bis ca. 11.30 Uhr eine Schminkaktion für Kinder)
    • Klinikum Bielefeld
    • Klinikum Detmold
    • Klinikum Dortmund
    • Klinikum Gütersloh
    • Klinikum Herford
    • Klinikum Lüdenscheid
    • Klinikum Lippe
      (Aktion vor Ort in Detmold: 
      Ärzte protestieren auch von 7:40-9:30 Uhr vor dem Haupteingang.)
    • Klinikum Vest Recklinghausen
      (Paracelsius-Klinik Marl/Knappschaftskrankenhaus Recklinghausen)
    • Klinikum Westfalen
    • Kreisklinikum Siegen
    • LWL Klinik Dortmund
    • LWL Klinik Gütersloh
    • LWL-Klinik Münster
    • LWL Klinik Hamm
    • Mühlenkreiskliniken Minden
      (Johannes Wesling Klinikum Minden, Krankenhaus Rahden, Krankenhaus Lübbecke, Krankenhaus Bad Oeynhausen und Auguste-Viktoria-Klinik)

    Rheinland-Pfalz

    • Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein
      (Kemperhof Koblenz, Ev. Stift St. Martin Koblenz, Heilig Geist Boppard, Paulinenstift Nastätten und St. Elisabeth Mayen)
    • Klinikum Ludwigshafen
    • Klinikum Worms
    • Krankenhaus Pirmasens
    • Pfalzklinikum Klingenmünster
    • Westpfalzklinikum Kusel
    • Westpfalzklinikum Kaiserslautern