• Kommentare

    28. Jun. 2022
    Pharmazeutische Dienstleistungen – dieses Stichwort geht seit kurzem wieder durch die ärztliche Fachpresse. Was verbirgt sich dahinter? Der frühere Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat Ende 2020 das Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken initiiert, als Reaktion auf die zunehmende Marktmacht der Versandapotheken. Nach der Erlaubnis zum Impfen gegen Grippe und Corona soll der akademische Heilberuf des Apothekers eine weitere konjunkturelle Spritze erhalten. Das Gesetz hat meines Erachtens eine völlig unnötige und auch schädliche Konkurrenz zwischen Apothekern und Ärzten ausgelöst, die niemand gewollt hat, auch die Apotheker selber nicht. Wie kam es dazu?
    13. Jun. 2022
    Seit über sechs Wochen streiken die Fach- und Pflegekräfte der sechs Universitätskliniken in Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster. Hunderte Betten in den einzelnen Unikliniken können nicht mehr belegt werden. Unzählige Operationen mussten auf unbestimmte Zeit verschoben werden, auch Eingriffe bei Kindern und Krebspatienten. Eigentlich ist es guter Brauch sich nicht zu Ausei­nan­dersetzung einer anderen Gewerkschaft zu äußern. Aber dieser Arbeitskampf beschäftigt auch die Gemüter vieler Ärztinnen und Ärzte. Einerseits zeigen Ärzte wie Öffentlichkeit und Politik großes Verständnis. Anderseits haben die Auswirkungen des Streiks nicht nur in der Öffentlichkeit zu erheblichem Unmut geführt. Worum geht es? Außerhalb einer Tarifrunde will die Gewerkschaft Verdi für Fach- und Pflegekräfte einen Tarifvertrag Entlastung. Dieser soll bessere Arbeitsbedingungen und eine Patientenversorgung mit genau definierten Personalbemessungen garantieren. Weiterhin einen Ausgleich, wenn eben nicht ausreichend Personal vorhanden ist.
    22. Mai 2022
    Wie sieht unsere Zukunft aus? Mit dieser Frage wollte sich unsere 139. Hauptversammlung in Bremen beschäftigen. Nun, der Blick in unsere ärztliche Zukunft reichte nicht allzu weit. Einmal mehr wurde von verschiedenen Referenten vornehmlich die aktuelle Misere aus verschiedenen Blickpunkten beklagt. Die Realität kennen wir selber alle nur zu gut. Um es vorwegzusagen, mit ihr müssen wir vorerst weiterleben. Wir dürfen und können sie uns keineswegs schönreden. Wir beklagen seit Jahren einen Ärztemangel – geschätzte 2.000 Arztstellen in den etwa 420 Kliniken in NRW und RLP sind nicht besetzbar. Uns fehlt dadurch die nötige Zeit für Patienten. Wir haben zu viele Dienste zu familienunfreundlichen Zeiten, wünschen uns mehr Zeit für unsere eigene Erholung und unser Privatleben. Wir fordern erträglichere Arbeitsbedingungen, mehr Entlastung durch Delegationen, eine zeitgemäße Digitalisierung. Warum müssen wir Dokumentationen selber ausfüllen, Daten für das Controlling eingeben, Arztbriefe schreiben? Bürokratie ist keine ärztliche Tätigkeit. Es gibt dafür Assistenzberufe. Es würde reichen, wenn wir die Arztbriefe unterzeichnen.
    05. Mai 2022
    Seit 70 Tagen tobt im Osten Europas ein verheerender Krieg. Der nicht zu rechtfertigende Überfall des russischen Militärs berührt uns hierzulande tief. So erschreckend schon allein die Angriffe auf Soldaten und militärische Einrichtungen in der Ukraine sind, umso fürchterlicher sind die völkerrechtswidrigen Tötungen von Zivilisten. Die grauenhaften Nachrichten, die uns seit dem 24. Februar erreichen, verdeutlichen, dass Putin bewusst den Krieg seiner Truppen eskalieren lässt. Wo aber stehen wir als Ärztinnen und Ärzte eigentlich in diesem Krieg, was ist die Grundlage unseres Handelns?
    14. Apr. 2022
    Die Dienstgeber im Deutschen Caritasverband haben in der konstituierenden Sitzung der Arbeitsrechtlichen Kommission am 31. März 2022 ein Angebot für die Gehaltsrunde der an katholischen Krankenhäusern beschäftigten Ärztinnen und Ärzte vorgelegt. Der Sprecher der Dienstgeberseite, Norbert Altmann, prahlt in den jüngsten Caritas-Publikationen von einem „attraktiven“ Angebot für eine „Tarif“-Runde. Dazu ist zunächst festzustellen, dass es im Caritasbereich leider keine Tarifverträge gibt. Diese lehnt der Caritasverband ab. Die Arbeitsvertragsrichtlinien (AVR) der Deutschen Caritas sind vielmehr allgemeine Geschäftsbedingungen, die nur auf der Grundlage einzelvertraglicher Vereinbarungen zum Inhalt der individuellen Arbeitsverträge gemacht werden. Als „attraktiv“ kann man das aktuell vorgelegte Angebot zur Änderung der Caritas-AGB auch nicht wirklich bezeichnen.
    22. Mär. 2022
    Seit über zwei Jahren bewältigen wir weitaus mehr als den ganz normalen Klinikalltag. Wir stellen uns als Ärztinnen und Ärzte täglich hohen Risiken einer viralen Gefahr. Dank der Impfungen können wir uns zwar selber mittlerweile vor schweren Verläufen gut schützen. Dafür ist unsere Arbeitslast seit über zwei Jahren enorm. Aktuell versorgen wir in den Kliniken laut DKG so viele Covid-19-Patienten wie noch nie. Täglich erreichen uns Rekorde bei Inzidenzen. In den Kliniken fallen unzählige Kollegen infiziert aus. Deren Arbeit müssen wir kompensieren. Wir alle leisten dadurch weit mehr, als unsere Tarifverträge eigentlich zulassen. Entspannung ist nicht in Sicht: Mit den Lockerungen sind eher noch weiter steigende Infektionsfälle zu erwarten. Wo bleibt in dieser Lage Wertschätzung für uns? Die finanzielle Lage unserer Kliniken ist doch nicht schlechter als vor der Pandemie. Wir Ärztinnen und Ärzte, die händeringend benötigt werden, haben es besonders verdient, besser behandelt zu werden. Das sollte insbesondere für die laufenden Tarifverhandlungen für die 60.000 Ärztinnen und Ärzte an kommunalen Kliniken gelten.
    28. Feb. 2022
    Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen;
    ich möchte mich zu dem unfassbaren Krieg in der Ukraine äußern. 77 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges herrscht wieder Krieg in Europa. Die Nachricht vom Überfall des russischen Militärs auf die benachbarte Ukraine hat weltweit schieres Entsetzten hervorgerufen. Fassungslosigkeit. Auch hierzulande. Auch bei mir.
    10. Feb. 2022
    Digitalisierung ist in aller Munde. Wo aber stehen wir? Was fehlt uns? Was ist für uns Ärztinnen und Ärzte und unsere Patientenversorgung nützlich? Wo gibt es Fehlentwicklungen? Blicken wir auf die Universitäten, sehen wir, das aktuell nicht nur digitale Fortschritte zu vermelden sind, denn mitunter bleibt der Datenschutz auf der Strecke. Jüngstes Beispiel: Der AStA der FU Berlin hat durchgesetzt, dass WebEx als Videokonferenzsystem, auch für die digitale Lehre zeitnah durch ein datenschutzkonformes System ersetzt werden muss. Es geht mir nicht um den speziellen Anbieter. Dieser steht für viele – gemein ist vielen Systemen, dass Sie in der Cloud arbeiten, also auf fremden Computern. Sieht es in der medizinischen Arbeitswelt mit der Digitalisierung besser aus? Was erwarten wir? Digitalisierung könnte uns alle medizinischen Information unserer Patienten zur Verfügung stellen, damit wir ein umfassendes Bild seiner bereits untersuchten Gesundheit erlangen. Bisher stehen uns meist aber nur ausgewählte Daten – etwa der letzten Diagnose – zur Verfügung. Wir brauchen sicherlich mehr.
    19. Jan. 2022
    Impfzwang, Impfpflicht, Impfdruck – wo stehen wir als Ärztinnen und Ärzte? Unser Alltag im dritten Corona-Jahr: 3.000 Corona-Infizierte werden zurzeit im Bundesgebiet intensivmedizinisch behandelt. 1.800 müssen beatmet werden. Gegenwärtig sind 18 Prozent der 25.000 Intensivbetten frei. „In Deutschland ist die aktuelle Lage nicht angespannt“, bilanziert das Divi-Intensivregister am 16. Januar, denn freie Intensivbetten seien noch verfügbar. Wir haben uns in den MB-Hauptversammlungen für eine berufsbezogene Impfpflicht ausgesprochen. In unseren Ärztekammern sogar für eine Impflicht der über 18-Jährigen Bevölkerung. Dafür hatten wir gute Gründe. Die Risiken der Infektion haben wir weitaus größer eingeschätzt als die Gefahren der Impfung. Nüchterne Zahlen aus Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz: Am 16. Januar werden in beiden Ländern 310 Covid-Patienten beatmet, weitere 219 liegen auf den Intensivstationen. 1.215 Intensivbetten sind derzeit noch frei. Müssen wir angesichts dieser Lage unsere Meinung ändern?
    21. Dez. 2021
    2021 neigt sich dem Ende zu. Zu Jahresbeginn erfüllten sich unsere großen Hoffnungen, dass wir einen Impfstoff gegen Corona erhalten. Das Impfen startete in NRW und RLP jedoch nicht so reibungslos und schnell, wie wir es erwartet haben. Es gab aus ärztlicher Sicht vieles zu kritisieren: unverlässliche Abläufe, immer wieder Impfstoffmangel, eine oft missglückte Kommunikation oder bedenkliche Priorisierungspläne. Zumindest blicken Geimpfte seither aber mit weniger Risiken und Ängsten in die Zukunft.